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Sonntag, 29. Juni 2014

Die ersten 4Tage unterwegs

Am Mittwoch sollte es früh losgehen, aber der Regen wollte mir wohl klar machen, dass es nicht unbedingt nötig ist, früh um8 zu starten. Gegen mittag gings dann los. Erst zur Nikolaikirche den ersten Pilgerstempel holen und dann über Connewitz raus aus der Stadt. Naja, mehr oder weniger, denn mein GPS lotste mich immer schön der Hauptstraße entlang. Ich lief und lief und irgendwann wurde es dann auch duster. Kurz nach acht war es inzwischen. In der Kirche zu Kahnsdorf fragte ich nach Wasser und ob ich meine Hängematte irgendwo aufhängen könnte. Wasser ging. Also noch n bisschen weitergeschleppt und bald darauf von der Straße in nen Waldweg abgebogen, wo sich nach 1-200m auch 2 hängemattengeeignete Bäume fanden.




Als das Teil endlich hing, wollt ich nur endlich mal für 5min die Füße hochlegen. Nachts gegen 2 weckte mich dann das wirklich gruselige Bellen eines Hundes. Aller paar Sekunden kam es aus ner anderen Richtung. Er schien keine 20m von mir entfernt zu sein.
Um ehrlich zu sein: ich mag Hunde (wenn se lieb, oder hinter nem Zaun sind), aber da hatte ich echt Todesangst vor dieser wilden Bestie, in deren Gebiet ich eingedrungen war. Nach ner Stunde war mir das eingekreise zu blöd und ich stieg wütend und ängstlich mit  "verpiss dich du scheiss Töle und lass mich schlafen , oder beiss mich endlich tot" aus der Hängematte. Er hat meine Angst bestimmt gerochen, aber er liess mich dann bis halb7 schlafen. Dann mimte Bello den Wecker. Naja, die Vögel hatten zu dem Zeitpunkt eh schon lang genug rumgeschrien. also Sachen packen und los.

In Neukieritzsch gabs nen Dorfbäcker und so konnte ich mich günstig mit Speis und Trank versorgen. Cola am Morgen vertreibt Energiehaushaltssorgen, grinz.
Nach ca 8km kam ich in Borna bei der "Evangelisch-Lutherischern St-Marien-Kirchgemeinde" an. Heisst echt so :-) Ich bekam meinen nächsten Pilgerstempel und frühstückte im Schatten der Kirche.
Unterwegs stieß ich immer wieder auf verschiedene Wegweiser: vom Jakobsweg, vom Lutherweg, von der Via Porphyria und dem 7-Seen-Wanderweg.  Eines haben alle gemeinsam: Sie scheinen eher für Radfahrer gemacht. Zumindest, wenn ich mir die Abstände der Beschilderung und die Art der Wegführung anseh: Sehr oft Radwege neben der Bundesstraße. Ist nach ner Weile nicht mehr sooo geil für die Füße.

Gegen abend erreichte ich Greifenhain bei Frohburg. Da ich auf sone Hundeaction nicht noch einmal Bock hatte (wie soll das nur erst in Rumänien werden???), lief ich den steilen Berg zu der schönen Kirche mit den zwei Türmen  rauf und klingelte im Pfarrhaus. Ich fragte, ob ich mein Wasser auffüllen und vielleicht meine Hängematte im Pfarrgarten aufhängen darf. Die gute Ute ließ mich ein und nach nem Telefonat durfte ich mich auf den Sofas im Raum der jungen Gemeinde ausbreiten. Herrlich! Weich und hundefrei. Später kam Madame vorbei und lud mich in den Dorfgasthof zu nem stärkenden Bauernomelette ein.
Ute fuhr in der Halbzeitpause des Deutschlandspiels nochmal los in den Supermarkt, und brachte mir Creme für meinen wundgelaufenen Hintern mit (nur, damit ihrs wisst,hehe).
Die Nacht war wunderbar erholsam. Hab nochmal tausend Dank, liebe Ute!

Nachm aufstehn wollte ich schlauer sein, als die Tage davor und mich morgens schon um die Herberge für die Nacht kümmern. Ist ja schon n bissl Nötigung, wenn man abends klingelt und um sofortige Hilfe bittet.
Penig wäre mein Tagesziel gewesen. Also rief ich dort in der Stadtkirche an und trug mein Anliegen vor. Leider war dort nur bis mittag jemand da. Man gab mir die Telefonnummer eines Pilgerbetreuers, der mir evtl weiterhelfen könnte. Falls ich keinen Erfolg haben sollte, würde man schon wetwas finden, hiess es.
Ich rief da an und der nette Herr Reichenbach erzählte mir von den Pilgerherbergen in Penig, die allerdings 2Pensionen und ein Hotel waren, welche wohl nicht meinem Budget entsprachen. Er sagte, er würde sehen, was er tun kann und mir in ner halben Stunde ne SMS schreiben. Hat er auch gemacht und so lief sichs dann schon leichter und entspannter mit dem Wissen, dass man erwartet wird und am abend nen Schlafplatz hat.
Unterwegs probierte ich diverse Sorten Süß- und Schwarzkirschen am Straßenrand und versuchte bei 3Kirchen einen Stempel zu bekommen, aber überall war nur der Friedhof offen. Zwischendrin hielt ich auf ne Zigarette bei 3 Bauarbeitern an, die an dieser Stelle herzlich gegrüßt sein sollen :-)
Auf den Dörfern kommt anscheinend nur noch Sonntags und dann tlw nur alle paar Wochen n Pfarrer.
In Langenleuba - Oberhain brachte man mich mit dem örtlichen Pfarrer a.D. in Kontakt, der zwar keine Stempelgewalt mehr hat, aber handschriftlich bestätigte, dass ich in L-O in der Kirche war. Was für ein lieber Mensch. Er erinnerte mich vom Aussehen an Pastor Wilhelm Busch, dessen Bücher ich ob des klaren Evangeliums sehr gerne las.
Der Pfarrer wünschte mir Gottes reichen Segen für die Reise, und ich schleppte mich weiter. Vom Knie abwärts tut eigentlich alles weh, aber die Blasen merkte ich so nicht mehr ganz so sehr.

Dann war es endlich soweit: ich kam bei der erhaltenen Adresse an und wurde sehr lieb empfangen.
 Setz dich, trink was, magst du duschen, hast du Hunger!?  Ach war das schön auf der Bank zu sitzen und die Beine auszustrecken.  Die Kids interessierten sich auch für den Typen mit seinem komischen Wägelchen.
Als ich anfing Gitarre zu spielen, brachte der kleine seine. "Schornsteinfeger, Schornsteinfeger, komm heraus und kehre aus". Mit genau diesem Lied hab ich vor etwas mehr als einem viertel Jahrhundert im Pionierhaus auch angefangen. Und ich hatte dann lange Zeit genausowenig Bock, wie der Lütte :-)
Als ich später auf der Wiese saß und dem Hausherren(der übrigens der Sohn des Pilgerwegsbetreuers war, den ich am Morgen angerufen hatte) dabei zuschaute, wie er für mich ein großes Zelt aufbaute (war weder faul noch dekadent, sondern halt fertig und ziemlich manövrierunfähig) kam die Tochter des Hauses mit ihrer Freundin an und wollten mich "inteviewen". Das Mikro war ne Papierrolle mit ner aufgesteckten Alufoliekugel. Sie hatten sich sogar Fragen aufgeschrieben. Kein Geblödel, sondern ehrliche Fragen nach meinem Weg und dem Warum. Am Ende bedankten sie sich und hatten sogar noch ein kleines Geschenk für mich: sie hatten einen Apfel so eingepackt, dass er wie ein großes Bonbon aussah und die Enden mit Grashalmen zusammengebunden. Was für süße Mäuseln :-)
Das spätere reichliche Abendessen war dann noch immer nicht die Krönung, nein, der Herr Pilgerwegsbetreuer hatte noch die Anweisung gegeben, mir Fußsalbe zu besorgen und so hielt ich auf einmal ne Tube Allgäuer Latschenkiefer in der Hand.
Im Zelt lag dann abends übrigens ne Matratze. Trotz meines Redeschwalls hatten meine Gastgeber sich gemerkt, dass ich die Hängematte auch deswegen dabeihabe, weil ich wegen Rückenschmerzen nicht so gut aufm harten Boden schlafen kann. Dass es nach der erholsamen Nacht noch ein deftiges Frühstück mit der Familie gab, krönte meine Zeit in Dittmannsdorf bei Penig.
 Während ich das schreibe, bin ich erneut gerührt von soviel Liebe und Dienst am Nächsten! Vergelts Gott reichlich, lieber Sven, liebe Becka und ihr lieben Kids! Herzlichste Grüße an den Herrn (Schwieger)Papa.

Gegen 10 brach ich dann auf Richtung Röhrsdorf. Immer schön die Dorfstraße lang. Bergauf, bergab, bergauf, bergauf. Mein GPS lotste mich im Wanderermodus schön an der B95 entlang. Wo soll da bitte n Fußweg sein? Der Wagen hoppelte hinter mir her. Irgendwann hatte ich genug davon und bog in einen Feldweg ein, der parallel zur Bundesstraße zu verlaufen schien. Nach 1-2km war Ende im Gelände. Nur noch hoher Klee. Umkehren? NÄÄÄ!!! Also benutzte ich mein Wägelchen als Planierraupe. Die Packtaschen waren voller Blattläuse, als ich wieder an ne Straße kam^^
Bei einer Pause stellte ich fest, dass die Sohle der Sandalen, die ich statt der Wanderschuhe trug schön quer eingerissen waren und so kaufte ich mir im nexten Asiashop son paar Gummischuhe. Lief sich nicht gut, aber besser. Waren halt nicht die originalen Crocs, die mich aufm Camino Portuguese wie auf Wolken laufen ließen.

Die letzten Kilometer waren dann ne ziemliche Quälerei. Besonders der Hartmannsdorfer Berg  zog und zog sich und immer weiter Asphalt und Steine.
In Röhrsdorf angekommen ging ich direkt zur Kirche und bekam da den bisher schönsten Stempel des Weges.

Der Abend bei meinen Eltern war dann sehr schön. Bestes essen a la Mama, ne große Badewanne, liebe Hundis, die endlich mal wieder mein Gesicht abschlecken wollten, bequemes rumlümmeln beim Fußball aufm Sofa und das Gefühl etwas gutes zu tun und Menschen zu helfen, als ich meine Ellis in die Welt von youtube einführte ;-)



Nunja, ich weiss nicht, wie weit ich kommen werde. 80km von ca 4000 sind geschaft..2% also und meine Füße schreien. Allerdings weiss ich, dass sie das die ersten ein-zwei Wochen immer tun und so wird gebissen, auch wenn ich tlw laufe wie n Pinguin ;-)


In 2h tippel ich los zum Godi in der Heilse. Nur 8km heute, also ca 1/3 der sonst angedachten Tagesstrecke. Ich freu mich auf so manche Gesichter.
Bis denne,
euer Tom

1 Kommentar:

  1. Hi Tom, du alter Lyriker, schreibst ja große Texte. Aber schön zu lesen, deine Eskapaden! Halt uns und vor allem dich auf dem Laufenden. Und nun: "Geh mit Gott aber Geh!"
    Miri+Frida+Arnd

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